Auf der Weltkarte fehlt heute ein Kontinent. Er besteht aus Servern, Kabeln, virtuellen Interaktionen und ist unsichtbar. Doch hier entwickeln sich neue Praktiken, werden neue Geschichten erzählt und neue Arten der Kommunikation erfunden. Hier entstehen neue Mythen und Ängste, aber auch neue Möglichkeiten.
Wie werden Verschwörungen bezeugt, damit sie Anklang finden? Lassen wir die Probleme im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien mal außer Acht und konzentrieren wir uns auf die Ästhetik solcher zirkulierenden Verschwörungen im Netz. Fragmente zensierter Dokumente, veränderte Screenshots und beschädigte Fotos finden wir dann als typische Zeugnisse vor. Es ist, als ob das Bild selbst in Zeiten von Pixeln und Bites weiterhin als eine Art Wahrheitsreferenz herhalten muss. Dabei wusste Susan Sontag schon vor dem Internet, dass jedes Bild lügt - im Digitalen ganz besonders.
Lieblingsrezept aus der Netzwelt: Obskure und erschreckende Geschichten, die Besuchende hinter ihren Bildschirmen erschaudern lassen sollen. Das Prinzip ist einfach: Erstellen Sie eine falsche Aussage und posten Sie sie anonym in den digitalen Raum, der von Natur aus der Viralität förderlich ist - schon haben Sie eine leckere Creepypasta!
Im Neuland Internet hatten alternative Sprachmodi fruchtbaren Boden. Als Steve Wilight in den 90er Jahren das Graphic Interchange Format entwickelte, konnte er sich nicht vorstellen, dass es zu einem globalen Kommunikationsmodus werden würde. In Chats und Posts ermöglichen die kurzen animierten Sequenzen heute, sowohl Ideen und Konzepte, als auch Emotionen auszudrücken: Metadiskurs im Daumenkino-Format, der ausdrückt, was sich oft nicht in Worte fassen lässt.
"Ein Belgier, ein Franzose und ein Deutscher sitzen im Flugzeug...", so in etwa begannen Witze früher. Im Internet brauchen WItze keine abgeschlossenen Erzählungen mit Pointe mehr zu sein. Sie haben eine Form angenommen, die sich aus vielen Fragmenten der Popkultur zusammensetzt. Sie sind nicht abgeschlossen: Humor funktioniert im Netz assoziativ über die Text-Bild-Schere und das imaginäre Füllen von Leerstellen fehlender Informationen. Global erhielt diese Form des Humors einen Namen: Meme.
Wir dürfen uns niemals auf den Schein verlassen. Dies gilt umso mehr für das Internet, wo alle Formen der Kreativität über den Kamm geschoren, Konventionen und Sehgewohnheiten zerstört und dann spielerisch wieder zusammengesetzt werden. In der grenzenlosen Emergenz der Netzwelt findet sich daher so manches Traumatische, das einen vor den Kopf stößt. Beispielsweise Content, der trotz lieblicher Ästhetik definitiv nichts für Kids ist.
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Production Companies | PANDORA CREATION(), ARTE(FR) |